Die Stadt der Gegensätze: Rio de Janeiro, Teil 1


Erinnern wir uns, worum es hier geht: die Beantwortung der Frage, welche denn die schönste aller Städte ist. Auf Reisen in Südamerika, speziell dann aber in Brasilien, kommt man meistens nicht umhin, den Ort mit diesem klingenden Namen – Rio de Janeiro – auszulassen.

Rio ist zunächst einmal für alle Fernreisende ein Verkehrsknotenpunkt, ein Brückenkopf der Abenteuer. Kommt man von Übersee nach Rio de Janeiro angeflogen, so erinnert man sich wohl für immer an den ersten Schwall schwüler Luft, sobald die Gangway betreten ist. Die Schwüle schloss sich dann auch bald um uns, als wir auf den Parkplatz taumelten, nach über 10 Stunden Flug, mit einem Reifenschaden in Sao Paolo, mit Schneesturm in München und einer Stunde in der Warteschlange in Heathrow.

Rio de Janeiros Willkommensgruss, die Schwüle des Sommers, bleibt am T-Shirt und Seele hängen. Genauso wie die Horden von Taxifahrern und Gepäckträgern, von Geldwechslern und Zimmerkeilern. Das ist vielleicht auch die erste Lektion, die in Rio zwangsläufig gelernt wird: hier bist du nicht mehr allein. Wir ahnen, die Stadt ist einfach riesig, sie ist eine riesige Schüssel aus Häusern, Hügeln und Menschen. Wir, die Weltreisenden, stehen vor einem Termitenbau, der erforscht werden möchte. Diese Stadt hat viele Pforten, aber wir sehen nur wenige, und die liegen im Stau des Nachmittags, voll gestopft mit brummenden Lastern und schwitzenden Menschen, die aus ihren Busfenstern auf uns herabstarren. Ich weiß nicht, was sie sich wohl denken, wenn sie unser eins, Backpacker, mit unseren Rucksäcken so sehen, die bleichen Gliedmaßen und Gesichter, alles angestrengt und doch orientierungslos.

Der Weg vom Flughafen in diesen Termitenbau hat es in sich. Er ist schon oft Mittelpunkt von feigen Überfällen und dreisten Coups gewesen. Ganze Busse fallen diesen Verbrechern in die Hände, und das Leben in der Stadt geht weiter. Wir haben gehört, Tarnung sei das Beste, aber die nutzt schließlich doch auch nichts mehr, wenn man gerade im falschen Bus Platz genommen hat, oder in die falsche Strasse einbiegt. Tarnung ist für uns kaum möglich, weil wir so bleich sind, dass wir nie und nimmer als Mitglieder dieser Stadt durchgehen. Menschen auf Weltreisen sehen irgendwie immer gleich aus, eine Mischung aus Bequemlichkeit, Funktionalität und Einfachheit kleidet sie ein. Wir alle wollen glauben, damit können wir niemand verführen, ein (verbrecherisches) Auge auf uns zu werfen. Wir alle wollen sagen, nein-nein, wir haben nichts, wir sind es nicht wert.

Auf Fernreisen zu sein, in Rio de Janeiro, und dann nur über Verbrechen, der Vermeidung von Verbrechen und der Gefahr über Verbrechen zu berichten, das ist schon eigenartig. Übertreibung? Paranoia? Vielleicht. Vorsicht? Ganz sicher. Wir haben zuviel darüber gelesen, gehört, gesehen, als das es nur Einbildung gewesen wäre. Und es ist uns nicht ein Furz passiert. Schon wieder so ein Widerspruch, und das ist vielleicht das Leitmotiv dieser Stadt, die Gegensätze, die Widersprüche in Rio de Janeiro.

Für alle, die noch mehr wissen wollen: Reiseführer zu Brasilien

Hier geht’s zu Teil 2 von ‚Die Stadt der Gegensätze: Rio de Janeiro‘ …


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