Buenos Aires – über die schönste Stadt der Welt – Teil 1
Nachdem die erste Arbeitswoche für uns beide begonnen hat, rückt die Reise immer mehr in den Hintergrund, verschwindet in den tauben Stunden des Alltags. Ist jetzt die Stunde der Resümees gekommen? Ich meine ja, und wie im letzten Post angedeutet, als es um die Frage ging, was uns doch am besten gefallen hat, dort werde ich nun anschließen, dort werde ich weitermachen, als ob die Reise noch im Gange wäre. Ist das ein Versuch dem Ländle zu entkommen? Diesmal verneine ich. Nichts ist schöner als die Heimat, nichts ist wunderbarer als eine schnelle, allzeit verfügbare Internetleitung (ha!). Im Ernst, das Fremde reizt, doch erst das Gewohnte bietet die Möglichkeit dazu, zeitweilig zu entkommen.
Eröffnen wir den Reigen der Ereignisse der letzten elf Wochen mit einer simplen Frage: Was hat es mit Buenos Aires auf sich, warum wiederholen wir uns beständig, wenn wir die Stadt am Rio de la Plata als die insgesamt positiviste städtische Erfahrung unserer Reise titulieren? Um diese Worte noch zu unterstreichen: wir finden, Buenos Aires ist der Hammer, und das hat seine Gründe, die wir in verschiedenen Posts schon während der Tage in Buenos Aires mehr als angedeutet haben (13.03.06, 14.03.06, 15.03.06, 16.03.06, 17.03.06)
Eines der großen Pluspunkte dieser Stadt ist ihre Ästhetik. Sie ist so vielschichtig, dezent und gleichzeitig in all ihren Formen präsent: in ihren Gebäuden, ihren Straßen, ihrem Puls und ihren Menschen, in den Lebenden und den Toten. Es ist einfach, dies mit Bildern der Architektur darzustellen, aber das Gefühl, zwischen den Häuserzeilen dahinzuschlendern, Block für Block, das ist etwas Unnachahmliches – hier trifft unser Europa auf das Europa der Auswanderer des 19. und 20. Jahrhunderts, hier ist ein Schmelztiegel europäischer Kulturen entstanden. Man mag das auch für den Rest Amerikas behaupten, aber ich sehe das nirgends so klar und rein wie in Buenos Aires, so klar und rein in dieser Form.
Zunächst einmal bläst das hektische Straßenbild der Motoren viel italienisches Flair in die Luft, um es sich mit griechischen, kroatischen und spanischen Elementen zu vereinen – den Gemüseständen in kleinen Hausnischen, dem Putzen des Betons mit Petroleumlösung, dem ununterbrochenen Schnattern der Mütter über Fenster hinweg. Die Geschäftigkeit ist hoch, doch überraschenderweise sind die Wege frei, ein Fortkommen leicht möglich und ohne viel Ellbogen à la Wiener Straßenbahn. Und doch hat Wien mehr mit Buenos Aires zu tun als vielleicht eine andere Großstadt Europas: schon allein die Kaffeehäuser plädieren für ein erstes Wien-Statement. Diese Orte werden gerne in Anspruch genommen, lang und ausgiebig. Der Kaffee kommt aber auch über die Straßen hinweg in die Büros, in die Friseurläden und Verkaufsräume, serviert von Menschen, die die Würde und den Schmäh der Wiener Kellner mit der Eleganz des Mailänder Catwalks tauschen.
Buenos Aires ist viel mehr als Italien, aber es hat sehr viel davon. Diese Offenbarung ist omnipräsent, sie strahlt aus deinem Gegenüber. Keine einzige unserer Städte, oder besser deren Bewohner, waren in jener Weise wie die Bewohner von Buenos Aires gekleidet – und das ist schwer zu beschreiben für einen Mann – mit einem Stil aus Geradlinigkeit, Andeutung und Augenschmaus. Es ist eine Art Einfachkeit, welche die Mode auszeichnet, eine Einfachkeit in Schnitt und Farbe, nicht üppig und überladen, nicht knapp und Körperteile auswerfend wie in Brasilien.
Mehr zu Argentinien findet sich hier: Literatur zu Argentinien
Und nun zum Teil 2 der Serie ‚Buenos Aires – über die schönste Stadt der Welt‘
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