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Francisco über Rio, Favelas und die brasilianischen Frauen

“Du musst mir unbedingt eine dieser Schokoladen schicken”, beteuerte Francisco, als ich ihm von unseren Reiseplänen erzählte. “Die Galak, die stink-normale Galak von Suchard, die schmeckt wie sonst nirgends.” Ok, ich versprach ihm eine Schachtel nach Wien zu beordern, mit Luftfracht. Vorher teste ich aber, ob die Galak wirklich so unverwechselbar ist.

Francisco erzählte mir einen ganzen Abend lang von seinem Leben in Rio. Er ist dort als Botschafterkind aufgewachsen und ist dann in jungen Jahren nach Österreich gezogen, und immer wieder auch retour. Nun hat er genug. Verrückte Busfahrer, verrückte Lebensumstände. Ver-rückt, wie er meint.

“Ich hatte genug von den Überfällen, von den Schießereien, vom Geld-hergeben, ich war zornig und sauer.” Das war in den 80ern meinte er, wie es jetzt sei, kann er nicht aus eigener Erfahrung sagen, aber seine Freunde und Verwandte beteuern, 2-3 mal pro Jahr ist jeder fällig, sprich ausgeraubt zu werden. Im Bus, auf der Straße, in der eigenen Wohnung. Das gehöre zum Alltag.

Ich fragte Francisco nach den Favelas, und er lachte, weil er meinte, ganz Rio sei eine Favela, und die einstigen Favelas seien teilweise wohlhabender und teurer als manche Straße der Innenstadt. In den Favelas herrschen eigene Organisationen, die alles, aber auch alles, bestimmen. So gehe es den Leuten unter Umständen gar nicht so schlecht, die Kriminalität unter den Favelabewohner sei nicht hoch. Was nicht heißen soll, dass Fremde ungeschoren davon kommen.

Ich wurde neugierig, was die Überfälle betraf. Wenn sie im Bus stattfinden, dann zahlt gleichmal jeder. Am besten ohne Kommentar. Ist in 10 Sekunden erledigt, und man hat die Hosen voll. Man weiß ja nie, einmal sei vor ihm beim Einstieg eine ältere Dame niedergestochen worden, weil sich ihre Handtasche nicht sofort lösen ließ. Was mit ihr geschehen sei, weiß er nicht mehr, nur dass sie blutüberströmt auf ihm lag und die Rettung sie dann abholen kam.

Francisco betont immer wieder, das waren die 80er, als er mein bleiches Gesicht wahrnimmt. Aber es scheint ihm auch ein wenig Freude zu machen, mir ein wenig Angst einzujagen, denn er tischt immer neue Geschichten auf. “Aber wenn ihr nur 2-3 Tage dort seid, ja, dann habt ihr gute Chancen, dass ihr da ohne großen Ärger wieder weg kommt.” Haha.

Ich wechselte das Thema, nein, eigentlich Francisco, und er begann ein wenig über die Frauen in Rio zu sprechen. Ich habe ihm zwar mehr als ein dutzend Mal gesagt, wir sind zu zweit, und dass das Thema ‘brasilianische Freuden’ für mich höchstens ein platonisches ist, aber er verfiel in eine leicht träumerische Stimmung, als er über die äußeren Vorzüge zu berichten begann. Die Worte Franciscos wiederzugeben ist unmöglich und in der blumigen Ausformung unaussprechbar, aber sein Vortrag läßt sich mit wenigen Metadaten gut einrahmen:

  • Vortragender: Francisco
  • Inhalt: brasilianische Frauen, ihre Vorzüge und Manien
  • Dauer: 7min 53 sec
  • Sprache: reich an Adjektiven, in deutsch und mit viel Gestik
  • Zuhörerschaft: Francisco, ich und das gesamte Lokal (Una, im Museumsquartier), das mit Wasser im Mund zu uns gewandt da saß

Zu meiner Überraschung dauerten die Ausführungen über die Physis der brasilianischen Frau nicht einmal ein Drittel des Gesamtvortrags. Mir fehlten da noch mindestens die Berichte über den Po-Fetisch der Südamerikaner, die Sehnsucht nach Blond-sein und der Rummel über Samba-Schulen und ihre (de facto nicht vorhandenen) Uniformen. Stattdessen widmete sich Francisco vehement dem Aspekt der Oberflächlichkeit.
Das schien ihn einfach zu fesseln, und da er das Wort ‘oberflächlich’ mindestens so oft wie ‘und, oder, aber’ zusammen verwendete, denke ich, da muss was dran sein, oder mein Freund Francisco hat einfach immer die Falschen kennen gelernt. Seine Conclusio, auf die jeder im Lokal gewartet hatte: “Sie mögen sehr schön aussehen, und ich gebe zu, sie sehen verdammt gut aus (und kurz hielt er inne, als wollte er uns alle hier noch mehr Details über die brasilianischen Formen preisgeben, und schließlich enttäuschte er uns), doch sie sind so oberflächlich, so oberflächlich. Was sie interessiert, ist nur ihr Aussehen, ihr Körper, das ist alles!”
Ein langes “Aaahh!” klang durch das Lokal, und ich dachte schon, jetzt wird applaudiert. Nun gut, die Interpretation dieses Ausdrucks des Wohlgefallens oder der Überraschung der Anwesenden kann jeder für sich selbst vornehmen. Ich jedenfalls dankte Francisco und versprach ihm ein weiteres Mal, ihm seine geliebte Galak-Schokolade zukommen zu lassen.

4 replies
  1. Anonymous says:
    17. January, 2006 at 14:18

    Galak ist NICHT Suchard, sondern NESTLE !!!!!um abraço & boa viagem, francisco

  2. Anonymous says:
    17. January, 2006 at 14:28

    ich habe voreilig geantwortet: zu nahezu jedem satz wäre eine richtigstellung (aus meiner perspektive) fällig. leider habe ich aber jetzt keine zeit für ein korrektur-posting, denn ich muss zu meinem kommunikationskurs eilen -> so wie ich mich offenbar missverständlich ausdrücke, habe ich ihn wohl mehr als dringend nötig 😉lg f.

Trackbacks & Pingbacks

  1. Die Stadt der Gegensätze: Rio de Janeiro, Teil 3 – super gsi! says:
    5. May, 2018 at 11:19

    […] selbst. Auch darüber ist schon in diversen Posts geschrieben worden, ich erinnere mich da an die Erzählungen von Francisco, und an das Rennfahrer-Idol Marcelo. Wie für den Süden üblich ist die Lebensfreude […]

  2. Super gsi - Trails & Raids aus Vorarlberg & der Welt says:
    21. January, 2010 at 22:03

    […] Francisco über Rio, Favelas und die brasilianischen Frauen, Rio-Phantasien, Copacabana und andere Mythen, Ayrton Marcelo Senna, Hola Sao Paolo, St. Paulo […]

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