Das Grand Hotel als Guerilla-Basis – Ecuador IV


Da stand ich nun da, mit heruntergelassener Hose, im wahrsten Sinne des Wortes. Der Cop hatte nicht nur das Zimmer durchwühlt – ich meine hier alles: Schränke, Bettmatratze, Rucksack, Schuhe, gerade, dass er nicht die Zahnpasta ausdrückte – und natürlich auch mich abgetastet und meine persönlichen Wertgegenstände (Geldtasche etc.) begutachtet. Er fragte, was ich in Quito mache, ich sagte ich sei Tourist und lerne Spanisch. Comprende?
Er ging zum Schrank und holte meinen grünen Schlafsack heraus, dann noch eine Mütze, wie sie im Dschungel oft getragen wird: mit Krempe und olivgrün. Ob ich beim Militär sei, bei der Polizei, oder so. Nein, nur ein einfacher Tourist aus Österreich. Ob ich beim Militär sei, wollte er wissen. Jedes mal die gleiche Antwort. Dieses Spiel spielten wir rund ein halbes dutzend Mal, der Hotel-Manager stand immer noch in der Zimmer-Tür und sagte einfach gar nichts. Dann holte er noch mein Feldmesser aus meinem Rucksack und sagte, ich sei ein Guerillero. Ich musste lachen, innerlich. Die Situation geriet langsam ausser Kontrolle, denn ich ahnte schon, wohin die Reise gehen sollte.
Ob ich bei der Guerilla sei, bla bla. Nein, zum x-ten mal, ich bin aus Österreich, ein Tourist, der in Quito Spanisch-Unterricht nimmt und zum Abschluss seiner Reise noch einen Abstecher ins Amazonas-Tiefland unternehmen will. Wieder vergingen diese ewigen Debatten, dass ich endlich zugeben soll, ich sei bei der Guerilla. Ein netter Abend.
Dann kam wieder Bewegung in die Sache, als der Große mit dem Schnauzer meinte, er müsse mich auf die Wache mitnehmen. Nichts lieber als das, sagte ich, und dachte mir das auch. Endlich ein paar Regeln, keine Unterstellungen, usw. Ich muss das richtig überzeugend gesagt haben, denn der Typ stockte kurz. Es gäbe da eine Möglichkeit, sagte er plötzlich. Ich guckte ihn an. Ich war im Vorteil. Ja bitte? Mein Spanisch wurde langsam besser.
Der Hotel-Manager sah nurmehr auf den Gang hinaus, pfiff sich eins. Der Große mit dem Schnauzer hielt mein Messer in der Hand und grinste verächtlich auf meine Geldtasche, die auf dem Bett lag.
I felt out of the real world right now. War das eine Falle? Wollte er mich legal dran kriegen wegen Bestechung? Müßte ich mein restliches Leben in irgendeiner ecuadorianischen Zelle verbringen???

Lesen Sie weiter: Ohne Sicherheit – Ecuador V



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