Resita: Don’t move!
Im Dauerregen des Novembers sieht die Stadt unverschämt ehrlich aus. Braun und grau und notdürftig geflickt. Einzig die bunten Röcke der Sinti-Frauen verschaffen den Straßen etwas Farbe, auch wenn sie hier niemand unter diesem Namen kennt. Resita ist eine Stadt im Stillstand. Alles sieht alt und älter aus. Nicht historisch alt, sondern kommunistisch alt, erbaut vor 1990. Einzig die Busse im Königsblau schauen adrett aus. Sie kommen aus Holland und sind Second Hand. Selbst die Aufkleber von früher sind noch dran.
Das Stahlwerk ist enorm geschrumpft. Die Stadt war früher Heimat großer Industrie-Kombinate für Maschinenbau, Fahrzeuge und Stahlerzeugung. Eine riesige Transportbahn quer über der Stadt brachte Kohle vom Bergwerk direkt in die Stahlöfen. Sehr früh wurden hier Lokomotiven für die K&K Monarchie gebaut, das Stahl des Eiffelturms kommt aus Resita.
Nach dem Machtwechsel ist einfach alles weggebrochen. Die Ex-Kommunisten, die sich jetzt Sozialdemokraten nennen, verkauften alles um nichts, 60.000 Arbeitsplätze alleine in der Industrie von Resita gingen über Nacht verloren. Ein Trauma, vom dem sich die Stadt nicht erholt hat. Die Transportbahn schwebt als Wahrzeichen nutzlos da, als Erinnerung an früher. Zu teuer um abgebrochen zu werden, ist sie Schauplatz verzweifelter Selbstmorde und aufsehenerregender Proteste. Auch wenn sich jetzt zaghaft neue Werke ansiedeln, es ist alles komplex und schwierig: es fehlen jetzt die Arbeitskräfte, die sich nach neuen Möglichkeiten umgesehen und Resita für immer verlassen haben.
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Reisen und die Natur, inklusive Skitouren, Bergsteigen und Wanderungen, das sind die Inhalte meines Blogs "Super gsi - Beginner's Mind". Mehr dazu hier...
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[…] Auflösung des rumänischen Systems Ceausescu hatte in Resita Folgen. Die Hälfte der arbeitenden Bevölkerung ist abgewandert, da Werke schlossen und keine […]
[…] mir vom Ort im klassischen Kommunismus-Sprech nicht viel, ein Nest zwischen Hermannstadt und Resita. Am Horizont sind die angezuckerten Berge zu sehen. Unterwegs halten wir bei einem Baumarkt und […]
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