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Timisoara: Der mit den Ski durch die Stadt hechelt

Ich bin auf dem Weg in den Winter, dem rumänischen. Was das heißt, weiss ich noch nicht. Aber die ersten vierundzwanzig Stunden klingen vielversprechend. Das Land ist in dichten Wolken, die Sicht grau und der Boden feucht. Es sieht verlassen aus, nur die Esel schauen stoisch zum Fenster hinein.

Am Flughafen Memmingen sind die Hallen prall gefüllt. Urlauber, Heimkehrer. Alle Maschinen gehen in den Südosten – Sofia, irgendwas in Georgien, Istanbul, und auch Timisoara. Ich stehe an der Passkontrolle, der Polizist blättert im Pass. Was ‘PhD‘ beim Nachnamen heißt, will er wissen. Ich gucke ihn blöd an, sage ein paar Wörter, dann guckt er blöd zurück. Na dann, meint er und winkt mich weiter. Ich staune, aber nicht lange. Beim Check-in, dasselbe. Ist das in Bayern unbekannt? Im kalten Wind warten die Passagiere vor dem Gebäude auf die Ankunft des Fliegers, harren aus, bis das Flugzeug geräummt und sauber gemacht ist. Ich steige ein, Laura und Maria grüßen mich. Die Flugbegleiterinnen sehen aus wie Zwillinge.


Der erste Morgen in Rumänien

In Timisoara checke ich den Busfahrplan. Hmm, die online beworbene 24-Stunden Busverbindung existiert gar nicht. Es ist 23:30 und der nächste Bus geht um sechs am Morgen. Ok, ich übernachte im einzigen offenen Café des Flughafens am Fauteuil. Das Lokal heißt Nonstop und katapultiert mich kurzerhand in das Feldkircher Pendant gute 30 Jahre früher: Jugenddisko der 80er. Klasse.

Schlaftrunken besorge ich mir das Busticket um halb sechs, doch der Mann mit Drei-Tage-Bart am Schalter meint, der Bus komme erst um sieben (ich checke seine Angabe mit sieben Fingern vor dem Plexiglas, wie smart!). Oha. Tatsächlich kommt der Bus um 05:40 und ich springe mit einem älteren Herren durch die offene Tür, das zwanzig Kilo Skigepäck inklusive. Perfekt, das geht sich aus, mein Zug geht um 07:23. Oder auch nicht. Zwei Haltestellen weiter bleibt der Bus in der Pampa stehen. Der Busfahrer erklärt, das ist ein regelmäßiger Halt. Dreissig Minuten Pause, dann geht’s weiter. Er steigt aus, schließt uns im Bus ein und dreht alles ab. Im Dunkeln zittern wir vor Kälte, bis der Fahrer mit einem Kaffeebecher aus dem Nichts wieder beim Bus auftaucht. Es geht weiter. Um 06:45 erreichen wir die letzte Haltestelle, ‘Bastion’ in der Innenstadt. Ich bin gewillt, etwas Geld für das Taxi in die Hand zu nehmen. Es sind 2,5 km zum Bahnhof und das Skigepäck macht nicht wirklich Lust auf Morgensport. Doch da ist kein Taxi, nirgends und nirgendwo, ich marschiere entschlossen und kurzerhand los, durch die Altstadt von Timisoara, von der ich die dunklen Umrisse wahrnehme, und die Kirchuhr. Es schlägt sieben, meine Schritte werden schneller, meine Arme schwächer und Leute auf der Straße neugieriger. Bis mich an einer Kruezung ein Auto anhält. Gendarmerie. Drei Kahlgeschorene in Uniform stürmen aus dem VW Transporter, Halt, blablabla auf rumänisch, ich mache ein schmerzverzerrtes Gesicht und antworte auf englisch: “Really?” Meine Kurzerklärung (Bahnhof, Skigepäck, keine Zeit) nehmen sie mir nicht ab, und ich staune, was die sich wohl jetzt denken. Sie wirken hilflos. Mein Englisch überfordert sie, ich überlege kurz ob ich ein paar Witze reissen soll (Massenvernichtungswaffen, Mafia, Lebkuchenschmuggel), schließe dann doch schnell den Skisack auf und zeige ihnen die Ski und meine Unterwäsche. Ok, ok, ich kann gehen, aber meine Frage nach einer Mitfahrgelegenheit zum Bahnhof verneinen sie. Die letzten Meter bin ich im Laufschritt, stürme die Wartehalle und stehe in der Reihe am Ticketschalter. Endlich bin ich dran, spucke meine Destination der älteren Dame entgegen, die mich mit großen Augen ansieht, als ob ich mir ein Ticket in den Himmel kaufen wolle, hin und retour. Ich bekomme in der Landessprache irgendwelche Anweisungen, und ich deute sie als dass ich mein Geld wo anders ausgeben soll. Verwirrt blicke ich zur Anzeigetafel, Bahnsteig 1, Resita, da will ich hin. Ich bedanke mich artig für Nichts und sehe Momente später eine rot-rostige Diesellok. Aus dem Fenster guckt ein Mann, den ich für den Schaffner halte. Resita? Ein Kopfnicken. Billet im Zug? Ein Kopfnicken. Schon sitze ich drin, der Zug fährt los und der Schaffner sieht mich ein zweites Mal. Ein Durchschnaufen, ich will schlafen. Ich sitze an der Wagontüre, die die meiste Zeit offen ist. Wo habe ich das das letzte Mal gesehen? Indien? Afrika? Leute springen während der Fahrt aus dem Zug, der langsam dahintuckert. Ich schlafe dennoch ein, für wenige Minuten. Leute schauen mich erstaunt an, als käme ich vom Mars. Der hat sicher den falschen Zug erwischt, denken sie sich.

In Rusita verlasse ich das zerfallende Monster. Die Fahrt durch das rumänische Hinterland war interessant: sämtliche Bahnhöfe glichen Bauruinen. In Rusita sieht es zunächst nicht viel anders aus. Aber da kommt Bobby und wir steigen in seinen Dacia (der auch demnächst auseinanderfallen wird). Es geht nach Hause, für vier Wochen.

1 reply

Trackbacks & Pingbacks

  1. Tirnova: To The Onions of Your Mother! – super gsi! says:
    2. December, 2018 at 09:54

    […] Leben auf dem Land ist in Rumänien nicht eintönig. In der Nacht ziehen Esel am Fenster vorbei, am Tag rot-gesprayte […]

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