Yazd: ein Labyrinth im Backofen
Hinter einem dicken Vorhang, die Klimaanlage läuft auf Hochtouren, braust der Bus durch die trockene Ebene Zentralirans. Es ist grell draussen, wie immer in den letzten Tagen, aber von der Hitze ist im Inneren nichts zu bemerken. Ich habe mich von Farid und seiner Familie am Morgen verabschiedet, sein Bruder brachte mich zum Busbahnhof. Auf dem Weg nach Yazd fühle ich mich nach soviel Gastfreundschaft plötzlich allein.
Yazd ist eine der ältesten Städte überhaupt. Weltweit. Manche Quellen behaupten gar 7.000 Jahre. Vielleicht, vielleicht auch nicht. Ganz bestimmt ist es ein Glutofen. Irans Zentrum ist umgeben von großen Wüsten nach Osten und trockenen Gebirgen gegen Westen. Das Land wirkt augedörrt, hin und wieder ein paar Büsche, ansonsten nur Felsen, Steine und jegliche Art von Sand. Die Häuser der Dörfer sind aus Lehm und Lehmziegeln gebaut, ebenso wie jene in der Altstadt von Yazd.
Dieser lebensfeindlichen Umgebung ein Schnippchen zu schlagen, für tausende von Jahren, das ist wahre Kunst. Tiefe Brunnen, die Grundwasserspeicher anzapfen und über unterirdische Leitungen Wasser auf die Felder verteilen, alles nur mit Hilfe der Schwerkraft, sind und waren die Lebensgrundlage. Zeugen dieser Zeit sind immer noch intakte Wasserspeicher. Ein weiterer Geniestreich, den sich die Leute hier vor Jahrtausenden haben einfallen lassen, sind natürliche Ventilatoren. Die Türme stehen in der ganzen Stadt. Sie funktionieren tadellos. Ich staune.
Trotz 45 Grad im Schatten schwitze ich nicht viel, aber ich verspüre fortwährend Durst. Das Problem ist rasch gelöst: in den Gassen der Stadt finden sich überall Wasserbrunnen für den kleinen Schluck. Das Angebot nehme ich gerne wahr, dann marschiere ich weiter durch dieses Labyrinth aus Gängen und Tunneln. Es erinnert mich ein wenig an Fez (Marokko) oder an Harar (Äthiopien): man weiss nie, was einen um die Ecke erwartet – ein Platz, ein Tor oder gar ein Hauseingang? Ich lande vor einer Schule, Kinder kichern und grüßen mich aufgeregt mit einem “Hello!“. Etwas weiter möchte ein junger Verkäufer in einer Bäckerei, dass ich ihn fotografiere. Mache ich gerne, zeige ihm das Bild, er strahlt.
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