Chalus: River Monkeys

Die Woche in Hesarchal endet mit einem zwanzig Kilometer-Marsch ins Tal. Wir sind fertig, das Gepäck und die Hitze hinterlassen Spuren. Per Autostop und Taxi betreten wir spät Abends Chalus, eine für iranische Verhältnisse kleine Stadt am Kaspischen Meer. Reza öffnet uns seine Türen und wir kommen zu unserer ersten Dusche nach sieben Tagen. Die kleinen Dinge!

Reza, Zahntechniker und selbst Bergsteiger, zeigt uns Stadt und Leute, Lokale und den Dschungel. Chalus ist belagert von iranischen Urlaubern, die meisten davon schlafen in mitgebrachten Zelten am Strand, rollen den Teppich aus, campieren und picknicken, rauchen (illegalerweise) Wasserpfeife, lassen sich durch nichts und niemanden stören. Die Stimmung ist entspannt wie überall, und ich werde während des gesamten Monats im Iran nicht ein einziges Mal Zeuge einer lauten Diskussion oder gar von Handgreiflichkeiten. Ein Choleriker ist im Iran definitiv eine seltene Spezies.

Die Straßen der Stadt sind gespickt mit Restaurants, wobei die Hälfte davon Burger-Restaurants sind. Keine westlichen Ketten, sondern iranische Kreationen, die vor allem von Familien gerne angenommen werden. Reza lädt uns ein, wie zu allen anderen Mahlzeiten, und verbittet sich unsere finanzielle Beteiligung. Iranische Gastfreundschaft in Reinkultur. Reza sagt, besser das Geld jetzt ausgeben als später. Die Sanktionen treiben das Land in eine Krise, aber noch scheint der Tag und alle hoffen, dass irgendwie irgendwann alles doch noch gut wird. Wir hoffen es auch, die Leute haben diese Kollektivstrafe der Amerikaner nicht verdient, werden vieles verlieren und in eine ungewisse Zukunft schreiten.

Am nächsten Tag nimmt uns Reza mit einem Freund in einen der vielen engen Canyons, die von den nahen Bergen durch eine üppig-grüne Waldlandschaft zur Küste ragen. Das Wasser ist überraschend warm, wir waten und schwimmen über eine Stunde, immer tiefer und weiter, springen von Felsen in kleine Pools, begrüßen und beantworten die immerwiederkehrenden, freundlichen Fragen nach unserer Herkunft und unserem Wohlbefinden und was wir vom Land halten.