Gjipe: Die Bucht der Götter
Die Nacht in der Höhe im Nationalpark Llogara war erstaunlich frisch. Die Bergspitzen sind immer noch im Weiß des Schnee, aber gegen Westen sehe ich nur noch dunkelblaues Wasser. Ich putze mir die Zähne und werfe den Motor an, fahre über steile Serpentinen einer aussichtsträchtigen Straße weiter in den Süden Albaniens.
Noch bin ich allein, die Straßen gehören gänzlich mir. Ich stoppe wo und wann ich will, mitten auf dem Weg und schieße meine Bilder. Als ich von der Küstenstraße abfahre und am Endpunkt einer schmalen Betonpiste ankomme, ziehe ich den Zündschlüssel in einer Ansammlung von Camper-Vans mit österrichischen und deutschen Kennzeichen. Wir kommen ins Gespräch, und wie immer, haben wir gemeinsame Bekannte. Die Welt ist ein winziger Ort. Wir trinken einen Kaffee und plaudern, dann packen wir unsere Sachen und marschieren hinab zur Bucht von Gijpe.
Die Bucht ist ein Bild aus türkis-blauem Wasser, dunkelgrünen Pinien, sandroten Felsen und transparentem Mineralwasser, dass aus dem Kalk sprudelt. Die Bäume blühen lila und die Feigenbäume treiben aus. In der Antike gaben die Griechen diesem Ort seinen Namen: die Bucht der Götter. Ein Paradies. Und das ist es.
Die kleine Kolonie Österreicher ist auf fünf angewachsen. Wir haben viel zu lachen und zu erzählen, vom Wildwasserfahren in Albanien, der Verbauung der Flüsse, vom Klettern im Süden, von Skitouren in den albanischen Alpen. Der Abend bricht an und Camping-Chef Albert packt die Gitarre aus. Seine tiefe Stimme und schöne albanische Lieder erfüllen diesen noblen Ort, Raki macht die Runde. Ich schaue auf meine Finger, die vom Klettern am scharfen Kalk noch empfindlich sind, fühle die tiefe Befriedigung, mich endlich wieder im Fels bewegt zu haben. Südafrika ist schon Ewigkeiten her.
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Reisen und die Natur, inklusive Skitouren, Bergsteigen und Wanderungen, das sind die Inhalte meines Blogs "Super gsi - Beginner's Mind". Mehr dazu hier...
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[…] umsonst, und schaue zurück auf meinen albanischen Roadrip, der mich über Valbona, Llogara, Gjipe und die Meereslagunen in Divjake-Karavaster nach Tirana geführt hat. Einfach […]
[…] die ganze Nacht, aber es kümmert mich kein bißchen. Die Luft ist warm, der Kiesboden weich und ich liege in der Bucht der Götter, die im April auch an einem Wochenende herrlich unbewohnt ist. Mein Zelt habe ich von einem […]
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