Hintere Jamspitz: Spurarbeit bis zur Hüfte
So habe ich mir das nicht vorgestellt. Die Landschaft ist in dieser Lage immer noch tief verschneit, und Jean gleitet auf seinen Ski einfach an mir vorbei. Ich steige den langen Weg hinauf zur Hinteren Jamspitz (3.156 m), versinke immer wieder in tiefen Löchern bis zur Hüfte, und meine Schultern sind bald müde vom ständigen Stützen auf den Stöcken. Ich habe meine Ski zu Hause gelassen, hatte im Kopf diese fixe Idee: Winterbergsteigen pur.
Auch wenn der Weg weit ist, irgendwie ziehe ich meine Spur von einem Hügel zum nächsten, von einer Schulter zum nächsten Bach, von einer Moräne über einen weiten Hang, hinauf und hinauf bis zur Lücke zwischen Piz Tuoi und Piz Urezzas, zur Landesgrenze, wo Jean schon auf mich wartet und Fotos schießt. Wir schauen auf den Jamtalferner und beschließen, dass es auch ohne Seil gehen muss, den Rand des Gletschers zu kratzen, um auf den Gipfel zu kommen.
Die Spurarbeit steckt mir am Abend in den Knochen, die Bilder der Tour aber sitzen lebendig im Kopf. Keine Spuren, nur die eigenen, keine fremden Stimmen, nur ich und Jean unter dem Kreuz, in der Sonne und Windstille, wir genießen den Ausblick und die Geschichten aus der Welt, die wir uns beiläufig erzählen. Ich bekomme Käse, er Früchtebrot.
Jean happy an diesem Dezember-Tag
Mein Abstieg dauert ein Vielfaches von dem, was Jean benötigt. Aber nichts kann diese Erfahrung ersetzen, alleine seinen Weg durch das Hochgebirge zu suchen und zu finden.
Trackbacks & Pingbacks
-
[…] Jean an der Theke. Es ist ein Wiedersehen nach Monaten. Wir setzen dort fort, wo wir auf der Chemana Tuoi im Dezember aufgehört haben, bei einer Umarmung. Er ist ein Spiegelbild meiner Selbst, wir könnten Zwillinge […]
Blog-Abo per eMail
DIY Expeditions
Tipps, Deals und gute Vorbereitung - DIY Expeditions, Ihr Partner für unabhängiges Reisen
Über dieses Blog
"Super gsi - Trails & Raids" berichtet über Mark's Reisen und Outdoor-Aktivitäten, meist Skitouren, Bergsteigen und Bike-Touren. Mehr dazu hier...
Schwerstarbeit. Im Tiefschnee einen Berg hoch zu gehen. Danach ist man aber einfach glücklich, wie du schreibst. 🙂
Hattest du trotzdem Schneeschuhe an oder so ganz ohne?
Nein, ohne Schneeschuhe, wäre wahrlich leichter gewesen mit! Muss mir jetzt welche besorgen und dauerhaft in den Kofferraum vom Auto werfen… man weiss ja nie, wo man ‘zufällig’ aussteigt 😀