Zwei Tage durch die Berge streunen, so würde ich es nennen. Wege suchen und sich aus tiefen Löchern heben. Hier oben ist es noch wärmer als im Talboden, ich brauche meine Sonnenbrille, und eventuell die Sonnencreme, die ich aber zuhause vergesse. Ich muss langsam aufsteigen, um nicht zu schwitzen, denn der Schnee ist durchweicht und schwer zu gehen. Es ist zu wenig für eine Skitour, aber zuviel für einen Gipfelgang, und die Hänge zu steil für Schneeschuhe.

Horizonte

Immer weiter
Der Tag vergeht rasch. Schlaftrunken aus dem Zug steigen, nach Hause marschieren, direkt unter die Dusche und an den Herd zum Frühstück, den Rucksack packen und aufbrechen. Durch den Wald auf einem schmalen Pfad den Tag retten und Höhe gewinnen, die ersten Schneefelder passieren und die Stiefel anziehen, immer weiter, immer höher, und immer tiefer im Schnee, endlich auf die Hütte, in den Winterraum, den Holzofen anwerfen und den Wasserkessel darauf stellen. Die letzten Sonnenstrahlen beobachten, den Horizont bewundern, dann zurückkehren, Essen anrühren, die Flamme der Tischkerze betrachten, irgendwann in die Koje steigen und dem Feuer zuhören. Ein Knacken, ein Bersten, dann das Fauchen und Winden, eine Geräuschkulisse, die mich in den Schlaf wiegt. Der Tag ist gerettet, und am frühen Morgen wiedererlangt, die Woche in Wien ist schon lange vergangen, denn ich bin hier, weit oben, und ich mache den ersten Schritt in einen neuen Tag in einer Gegend, die heute kaum jemand betreten wird. Der Horizont ist rosa-pink, eine scharfe Linie zum Hellblau der Bergsilhouetten. Ich blicke zurück zur Hütte, aber der Weg geht weiter und ich umrunde einen Grat, und dann ist sie verschwunden.
I’m stepping through the door
And I’m floating in a most peculiar way
And the stars look very different today

Fast unberührt, im Winter
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