Am Stand vor der letzten Länge dauert die Übergabe vielleicht zwei Minuten. Erika bindet sich mit einem Mastwurf ein, ich adaptiere die Bremssicherung und gebe sie frei für den Weiterweg. Wir haben unsere Routine gefunden, unsere wortlosen Kommandos funktionieren verlässlich. Es ist eine Genusskletterei am Brüggler, fast schon wie in der Halle, wenn man um sich schaut: in fast jeder Route ein Paar Helme, meist mehrere. Nichts würde mich mehr überrascht haben als hier allein zu sein. Es ist Sonntag, der Himmel wolkenlos und die Temperaturen T-Shirt tauglich. Nach einem Kletter-Sommer nun ein Kletter-Herbst, der sich in den November zieht und im Garten den Feigenbaum wieder austreiben lässt.

Platten- und Risskletterei am Brüggler

super gsi!
In der Südwand ist es ein heißer Trainingstag. Hier ist nichts alpin, aber das ist für uns heute nebensächlich. Wir wollen eine eingespielte Seilschaft sein, bevor es in die großen, alpinen Touren geht. Ha, und wir sind so verschieden: ich habe im Rucksack Essen für zwei Tage mit, sie einen Riegel. Sie trinkt eine Literflasche in zwei Längen, ich eine halbe am ganzen Tag. Sie klettert wie eine Eidechse, ich wie ein Elefant. Wir ergänzen uns also im Fels, und von nun an trage ich den Lasten-Rucksack.
Es ist fast schon Glück, ein ruhiges Plätzchen am Grat am Ausstieg zu finden, meinen vollbepackten Jause-Rucksack zu plündern (ja, hartgekochte Eier und geschmolzene Snickers!) und sich lange Minuten für den Rundumblick zu gönnen, bevor es vorbei am Gipfelkreuz wieder zum Parkplatz geht. Der Abstieg vergeht schnell, denn das Gesprächsthema beschäftigt uns beide sehr: Was geht heuer noch, im Fels?

schöne Fernblicke vom Brüggler Ri Osten

Ab nach Hause!
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[…] Ein Seil, eine Wand, einen Freund. Kühler Wind verschafft uns eine Gänsehaut, aber der Kalk am Brüggler ist rau und trocken, Griff für Griff, Riss für Riss, entlang dieser langen Wasserrillen und […]
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