Pamplona: en el camino
Es gibt Momente, da flüstert etwas, hoffentlich ist der nächste Tag bald da, dass alles, was ich tue, einfach nur richtig ist. Ich fahre in eine Seitenstraße, auf der Suche nach einem Nachtplatz, die Sonne brennt herunter, denn ich bin im Tal, der Acker nebenan ist rot, die Bäume noch grün, und der Fluß träge. Die Berge liegen hinter mir, und ich habe noch nichts gegessen, außer meinen Geburtstags-Donuts, dem Baguette und einem hart gekochten Ei, habe mich aus meinen Pyrenäen verabschiedet, ein bißchen wehmütig vielleicht, und nun bin ich da, in der Ebene, wo es heiß ist und wo es Fliegen gibt.
Ich schaue dem Fischer zu, wie er im Fluß geduldig seine Angel auswirft, während mein Essen kocht. Was tue ich hier, frag’ ich mich, sollte ich nicht ganz wo anders sein? Ich bin aber hier, an einer Flußbiegung, an einer Seitenstraße, koche mein Essen und schaue einem Fischer zu. Auch das ist ein 9. Oktober eines jeden Jahres. Als dann der Abend auf der Rückbank langsam zu Ende geht, die Sonne hinter den Hügeln verschwindet, ist das Radio das Einzige, was außerhalb der Stille nach Aufmerksamkeit grapscht.
Es ist stets der gleiche Vorgang, bevor ich den Zündschlüssel in der Früh wieder umdrehe, einen neuen Tag einläute. Sich aus dem Schlafsack schälen, sich wundern, wo man ist, sich fragen, ob das schon der neue Tag ist oder noch der alte. Das Leben erwacht, wenn ich aus dem Auto heraustrete, die Sterne sind noch über mir, die Luft riecht nach Morgen, und ich weiss, es ist Zeit, den Weg fortzusetzen, wo auch immer die Straße mich hinführt. Am heutigen Tag ist es die Straße nach Pamplona.
jetzt fehlen nur noch die Stiere und Hemingway
Gelbe, kleine Lichter in der Ferne, die Leitplanke in der Mitte, links und rechts die Schatten der Hügel und der Bäume. Alles fliegt an mir vorbei, ich bin wieder auf der Straße, in der Bewegung, und das fühlt sich gut an. Pamplona. Es ist Samstag früh, die Stadt ist noch nicht aufgewacht, aber ich kreuze durch die Straßen, ohne Sinn wohin, aber ohne Verkehr ist das fantastisch, denn es ist, als gehöre in dieser Stunde die Stadt nur mir. Als ich den Gang durch die Gassen zu Fuß fortsetze, ist es nicht anders. Zwei Obdachlose in Schlafsäcken in einem Geschäftseingang unter einem Bankomaten, ein Putztrupp der Stadtverwaltung, der die Straße abspritzt, Lichter in kleinen Cafés, die noch nicht geöffnet haben. Die Stadt schläft nicht, aber wach ist sie auch noch nicht. Die Plätze sind verlassen, die Stühle gestapelt, Straßenlaternen leuchten und die ersten Pilger auf dem Camino de Santiago machen sich auf. Es sind Japaner, mit Schlapphut und Kamera.
Mich verschlägt es in einen kleinen Laden, denn es riecht nach Kaffee und frischem Brot. Der junge Mann hinter der Theke, mit Vollbart und grüner Schürze, serviert gerade dem einzigen Gast, und der Raum hat noch Platz für zwei andere. Ich bestelle mir einen Milchkaffee, und einen pan de chocolate, setz’ mich auf dem Hocker, blättere in den Nachrichten, wieder überall nur Katastrophen und Schicksale, höre dem offensichtlich Deutschen zu, wie er mit dem Bärtigen Touristisches austauscht. Ob es hier im Jahresdurchschnitt viel regnet, und ob Pamplona die am meisten Baske Stadt in dieser Region sei. „WTF?“, denke nicht nur ich in diesem Raum, in dieser Minute, nippe am Kaffee, zerteile mit Messer und Gabel den Blätterteig, grinse den Bärtigen an und er grinst zurück, als der andere das Café verlässt. Ich zahle, bedanke mich, und schlendere langsam aus den Gassen der Stadt hinaus, wieder auf die Straße, die mich weiterführt, in den Tag, in einen neuen Tag.
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[…] die mir durch den Kopf gehen, als ich die kleinen Straßen durch das Hinterland, irgendwo zwischen Burgos und Santander, abfahre. Von Weitem kann ich nach Santa Gadea hinüber sehen, aber ich habe noch […]
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Über dieses Blog
"Super gsi - Trails & Raids" berichtet über Mark's Reisen und Outdoor-Aktivitäten, meist Skitouren, Bergsteigen und Bike-Touren. Mehr dazu hier...
Happy Birthday nachträglich, alter Weltenbummler! Schöne Grüße us´m Ländle, Gebo!
danke Gebo! Wie war Mauritius? 😀
Schon im Büro?
Hi Mark!
Mauritius waren wir zum Glück nicht, denn da gibt’s ja keine Berge. Etwas weiter westlich liegt aber eine wunderbare Insel, namens La Réunion, und dort gab es neben herrlichen Landschaften, Bergen, Urwäldern, Canyons sogar als Highlight einen aktiven Vulkan zu bestaunen.
Melde dich mal, wenn du wieder mal den Weg ins Ländle zurück findest.
CU, Gebo