Johannesköpfe: Ist das ein anderer Planet?
Als die letzten Sonnenstrahlen untergehen, und wir aufbrechen, das letzte Stück ins Dorf zu gehen, da spüre ich das Brennen in meinem Gesicht, trocken und warm, und ich weiss, was das zu bedeuten hat, denn der Tag war zwölf Stunden lang und voller Sonne.
Immer wieder drehen wir uns um, zurück zu unseren Bergen, nach Westen gegen die untergehende Sonne, ihre Strahlen leuchten durch die dampfenden Wolken, die sich am Boden festsetzen. Es läuft sich leicht in dieser klaren Luft, in dieser Höhe, aller Ballast bleibt im Tal, nur hier oben ist die Freiheit, immer höher zu steigen, als wären wir auf einem anderen Planeten.
Es ist alles so einfach, hier oben
Hinter uns liegen die Johannesköpfe, die wir von der Göppinger Hütte besteigen. Der Steig umrundet jenen Gebirgsstock, und von seiner Rückseite steigen wir weglos und im Schnee in seine Flanke, wo Erika einen Durchschlupf findet, und über einen etwas steilen Grat zum ersten Gipfelkreuz des Tages führt (Östl. Johanneskopf, 2.508 m). Mein traditionelles Gipfel-Snickers verputze ich aber erst am Westlichen Johanneskopf (2.573 m), nach einem recht einfachen Grat-Gang, der uns wegen seiner Länge aber immerhin 40 Minuten kostet. Der Weg ist es wert, denn die Blicke ins Gadental sind großartig. Blicke, Jause, Blicke, so geht das für Minuten, bis wir dann doch den Abstieg antreten und kurz bei der Aufstiegsscharte uns für einen Weg nach Norden entscheiden, in unbekanntes Gelände. Wir wollen die Steilstufen auskundschaften, finden wieder einen Durchgang, marschieren durch die Gamsböden zur Göppinger, wo eine Sonnenbank wartet.
Erika führt uns auf den Östl. Johanneskopf
Wir nehmen die Straße zurück in den Bregenzer Wald. Diesmal warten wir nicht zwei Stunden im Auto auf die Herden von Kühen, die von den Alpen ins Tal getrieben werden. Diesmal ist es nicht das warme Morgenlicht, das diesen Tag einläutet, die fünfte Jahreszeit. Diesmal fahren wir in die einbrechende Nacht, auf diesem unfassbaren Planeten, der hinter jeder Ecke eine Überraschung bereit hält. Ich strecke meine Hand hinaus, nehme, was da kommt.
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"Super gsi - Trails & Raids" berichtet über Mark's Reisen und Outdoor-Aktivitäten, meist Skitouren, Bergsteigen und Bike-Touren. Mehr dazu hier...
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[…] einen Moment später die Landkarte. In zwei Minuten ist alles gepackt, ich möchte nochmals hinaus, ich möchte an den letzten Dienstag anschließen. Noch im Dunkeln starte ich von Marul (9.76 m) mit dem Rad bis zum Laguzbach, dann zu Fuß hinauf […]
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