Auf dem Heimweg ins Valle Verzasca
Palermo verlassen wir noch in der Nacht, an Bord einer großen Fähre, die uns nach Genua verschifft. Die Nacht ist ruhig, wir haben ein feines Plätzchen am Deck unter freiem Himmel ergattert. Naja, “ergattert” ist vielleicht das falsche Wort – wir sind die einzigen am Deck. Der Rest ist in ihren Kojen oder schläft irgendwo im Sitzen. Das brauchen wir nicht, wir wachen zu den ersten Sonnenstrahlen auf, frühstücken noch einsam auf dem Holzboden, und erst am späten Vormittag wagen sich viele ob des starken Windes an die Sonne heraus.
Den Tag verbringen wir also auf der Fähre, meist lesend und dösend, und am Abend stechen wir von Genua aus in die Dunkelheit nach Norden, passieren Mailand und die Schweizer Grenze, ehe wir bei Bellinzano einen ruhigen Stellplatz ausfindig machen können. Der nächste Morgen, immer noch traumhaft schön und wolkenlos, dient uns als Eingewöhnung in die “alte” Welt, in unsere gewohnte Umgebung: die Alpen. Wir fahren mit den Rennrädern ins Valle Verzasca hinauf. Erst im ungewohnt heftigen Frühverkehr in der Ebene, dann angenehm hinauf zum Lago di Vagorno.
Schöne Gegend, denke ich mir, und je weiter wir hinaufkommen, wird uns klarer, warum diese Gegend so für’s Canyoning beliebt ist: das Wasser ist sagenhaft schön, die Felsen rund geschliffen und tief. Immer wieder bleiben wir stehen, um zu staunen, und erreichen den Endpunkt in Sonogno irgendwann am Vormittag. Auch die Kaffee-Preise holen uns wieder zurück in die Realität.
Rapide geht’s zurück, ein Dörfchen nach dem anderen schießt an uns vorbei, und letztlich sitzen wir wieder im Büssle, schauen uns an, wissend, unser Soultrip nach Sizilien ist nun endgültig Geschichte, wortlos starte ich den Wagen, sie schläft bald ein, und ich lenke unser Gefährt ins Rheintal zurück. Was bleibt, sind eine Menge schöner Erinnerungen, zehn gut ausgefüllte Tage unserer Leben, und ein bißchen Bräune. Um die wird man uns in Vorarlberg später staunend fragen, denn hier hat der Winter wieder Einzug gehalten.
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Reisen und die Natur, inklusive Skitouren, Bergsteigen und Wanderungen, das sind die Inhalte meines Blogs "Super gsi - Beginner's Mind". Mehr dazu hier...
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[…] Unser Soultrip nach Sizilien kommt nun zu einem Ende und zu seinem Höhepunkt – eine der wahnsinnigsten Städte Europas: Palermo. Man könnte Bücher füllen mit den Szenen, die sich hier abspielen. Vielleicht ist das überall so auf Sizilien – in Messina, Catania und Syracusa. Hier fällt es uns aber auf: Fußball in den Gassen, Vespas auf den Gehsteigen, Antipasti in den Cafés, Hochzeitsgesellschaften vor den Kirchen, Hupen in den Ohren und historische Fassaden in den Augen. Diese Ansammlung an Farben und Tönen, Formen und Bewegungen ist wohl das Ideal einer dichten Beschreibung (‘dense description’, Geertz). Ja, es würde wohl mehrere Forscherleben ausfüllen, das hier zu dokumentieren, geschweige denn zu verstehen. Wir leben in einer verrückten Welt, heißt es, aber die Welt war wohl schon immer verrückt in Palermo. Wir saugen diese Stadt tief in uns ein, und lassen sie erst allmählich los, im Schlaf auf dem Oberdeck unserer Fähre nach Genua. […]
[…] Und doch ist etwas anders: es ist unser letzter Tag in Sizilien. Wir müssen nach Palermo, und dann noch viel weiter. Kaum hat alles angefangen, ist es schon wieder vorbei. Wir denken an die Möglichkeit, es einmal […]
[…] eine feine Radtour (mit dem Rennrad) führt auf der Schweizer Seite ins Valle Verzasca! Kategorie: Italien, MountainbikingTags: Cannobio > Lago Maggiore > […]
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