Föhnsturm am Chilchalphorn
Heute hatte ich die Gelegenheit, einen alten Bekannten wiederzusehen, den ich 2009 besucht hatte: das Chilchalphorn. Anno dazumal waren wir in einen völligen White out geraten und mussten irgendwo in der Halbzeit der Tour umdrehen. Nicht so heute.
Ich vereinbare mit Martin, den Gipfel in Angriff zu nehmen. Die Vorzeichen sind eher schlecht, als wir zum Hinterrhein gelangen: eher tiefe Wolken, und Wind. Die Wettervorhersage verspricht aber einen klaren Tag für diese Gegend, also machen wir uns rasch auf den Weg. Von Hinterrhein (1.620 m) geht’s gleich einmal etwas steiler über Heuhütten in Richtung Chilchalp (2.082 m). Hier ist der Schnee noch sehr hart, teils windverblasen und vom Vortag durch die Sonne “angeschmolzen”.
Blick zum Piz Uccello
Ab der Alpe geht es mehr oder weniger gemütlich zwischen Kuppen und durch Mulden hindurch, stets westwärts. Der Wind baut sich hier oben aber schon zu einem kleinen Sturm auf, die Böen rütteln ordentlich an unserem Gleichgewicht. Bald haben wir Skibrille, Sturmhaube und eine dicke Jacke an und machen uns so klein wie möglich. Der Wind kommt von überall, hauptsächlich aber von Norden. Föhn. Die Wolken brausen über uns hinweg, und Schneegestöber gegen unsere Gesichter.
je weiter nach oben, desto stärker der Sturm
Wir suchen nun eine halbwegs direkte Linie zum Gipfel, wollen nicht das letzte Stück am Grat entlang gehen. Die Böen auf über 2.500 m Seehöhe sind mittlerweile so stark, dass die Harschkruste wegbricht und wir stellenweise kaum vorwärts kommen. Der neue Weg bringt uns auch einige steilere Hänge, die etwas lästig sind: unten hart, oben eine schwimmende Lockerschnee-Schicht. Als auch die letzten mühsamen Hangquerungen gemeistert sind, errichten wir das Skidepot unmittelbar unter dem kleinen, felsigen Gipfelaufbau.
die letzten Meter zum Gipfel des Chilchalphorns (3.039 m)
Zu Fuß marschieren wir in einer direkten Linie auf die Felsen zu, in der Hoffnung guten Trittschnee zu finden. Wir kommen langsam voran, müssen immer wieder ausweichen, weil der Schnee unter unseren Beinen verschwindet und der blanke, eisige Fels zum Vorschein kommt. Bis auf gut fünf Meter kommen wir an den Gipfel heran, dann drehen wir um. Der Normalweg ist bei diesen Böen schlicht zu heikel, und hier ist es zu eisig. Die Steigeisen anzulegen ist uns für die 5 Meter nun zu lästig und wir entfliehen dem tobenden Föhnsturm zum Skidepot.
Die Abfahrt ist gar nicht mal so schlecht wie gedacht. Freilich, Pulver ist da keiner mehr. Aber einzelne Steilhänge und Mulden sind gut zu fahren, sogar der schon ramponierte Schlusshang ins Dorf ist gut fahrbar. Ein solcher Schnee aus Harsch und Sulz ist eher schon eine Frage der Oberschenkel. Nun habe ich das Thema Chilchalphorn endlich abhaken können.
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[…] leider! Zu Hause zu sitzen ist aber keine Option, und schon geht’s um 06:00 mit Martin (siehe unsere erste Tour am Chilchalphorn) Richtung San Bernardino (Marscholhorn, Piz Uccello, Zapporthorn, Motton, Rheinquellhorn). Von […]
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