Heiss und eisig zur Dreiländerspitze
Prächtiger hätte ein Skitag nicht sein können. Am Sonntag war kein Bergwetter, also viel Zeit zum Arbeiten und dem Körper mal eine Pause zu gönnen. Frisch und ausgeruht begeben wir uns also nach Partenen und fahren mit der Vermuntbahn zur Bieler Höhe (2.036 m). Die Sonne scheint, kaum Leute hier, nicht einmal die Loipe über den See ist präpariert. Wie ziehen die erste Spur über den zugefrorenen Stausee. Anstatt nach rechts zur Schneeglocke abzubiegen, folgen wir dem Ochsental.
auf dem Weg ins Ochsental, hinten rechts der Piz Buin
Beinahe am Ende und vor dem Beginn des klein gewordenen Ochsentalergletschers passieren wir die Wiesbadener Hütte. Sie ist noch nicht geöffnet, aber wartet schon darauf, die ersten Skitourengeher und Tagesgäste von der Bieler Höhe aufzunehmen. Es ist weiterhin sehr warm, und wir haben recht viel zu schleppen. Das verdanken wir der Unkenntnis der letzten Meter zum Gipfel. Wir haben uns auf Eis eingestellt, dementsprechend ist unsere Ausrüstung (z.B. Couloir Gurt von Black Diamond).
der angenehm zu gehende Vermuntgletscher, in der Bildmitte die Dreiländerspitze mit dem steilen Gipfelhang
Unterhalb der Wiesbadener Hütte ziehen wir geradeaus und dann auf dem Vermuntgletscher gegen Osten unsere Spur. Eine andere biegt über die Grüne Kuppe nach Westen ab, wohl zum Piz Buin oder zur Fuorcla da Cunfin. Die Landschaft ist gewaltig, und schaut nach den letzten Schneefällen sehr unberührt aus. Erst gegen Mittag entdecken wir bei der oberen Ochsenscharte erste Tourengeher, die von der Jamtalhütte heraufkommen. Wir schließen später auf, über den Vermuntgletscher geht es recht sanft dahin, trotz der Hitze.
Blick über die Oberen Ochsenscharte ins Jamtal
Die große Abwechslung kommt mit dem Schlusshang zur Dreiländerspitze (3.197 m). Dieser ist recht steil, hart und windverblasen. Nun stehen wir auch plötzlich im Schatten, und ein heftiger Wind erfasst uns an dieser wind-exponierten Stelle. Mit ein paar Spitzkehren kommen wir hinauf zum Skidepot. Wildschnee tobt um uns, die Temperatur sinkt enorm schnell und unsere Hände fühlen den Windchill innerhalb von zwei Minuten, in denen wir uns Hardshell-Jacke und Klettergurt für den Grataufstieg anziehen. Die Hände werden steif. Ich bekomme kaum mehr meinen Gurt zu, die Felle abzunehmen wird zur Herausforderung. Nach fünf Minuten gelingt es uns nicht mehr, die Steigeisen festzuzurren. Der Grat ist oben vereist, hat uns ein Skitourengeher, der am Freitag oben war, noch am Morgen erzählt. Wir diskutieren nicht lange, packen unsere Sachen und stehen flott am Ski. Die Abfahrt vom Grat bringt uns Ruhe vom starken Höhenwind, die steifen Hände, die langsam schmerzhaft wieder auftauen, treiben uns aber auch noch Tränen in die Augen, als wir die Wiesbadener Hütte schon längst hinter uns gelassen haben.
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Reisen und die Natur, inklusive Skitouren, Bergsteigen und Wanderungen, das sind die Inhalte meines Blogs "Super gsi - Beginner's Mind". Mehr dazu hier...
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[…] gegen den Windchill gewappnet starten wir zur Grünen Kuppe. Unsere Hüttenmitbewohner gehen zur Dreiländerspitze. Überall Steine, rutschige und abgeblasene Hänge. Wir finden einen Weg hinauf, dann hinunter zur […]
[…] in der Höhe: eine 2-Tages Tour von der Bieler Höhe über den Rauen Kopf (3.101 m) hinunter zur Wiesbadener Hütte (2. 443 m), und am nächsten Tag nach Hüttenabend und prima Essen über die Fuorcla dal Cunfin. […]
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