Langer Tag auf der Madrisa
Wer hätte das gedacht. Als mich ein SMS am Vortag in Villar d’Arene über die Sonntagstour auf die Madrisa informierte, dachte ich an einen lockeren Nachmittag im Liegestuhl. Dem 6.00 Wecker folgte aber eine Fahrt nach Gargellen (1.424 m), ein mühsames Hinaufstrampeln mit den Mountainbikes und reichlich Gepäck zum Gandasee (1.966 m) und ein noch längerer Zustieg durch buschiges und rutschiges Steilgelände zum Fuß des Nordost-Grates (ca. 2350 m), wo uns auch schon grunzende Steinböcke erwarteten.
Gegen Mittag stiegen wir in die erste Seillänge, wobei das Topo des Kletterführers Vorarlberg wenig hilfreich war. Überhaupt ist diese Tour im angesprochenen Guide sehr miserabel beschrieben – Zustieg und Dauer der Gesamtunternehmung sind sehr vage wenn überhaupt erwähnt. Dies führte zu längeren Pausen bei der Wegfindung. Auch war nicht ersichtlich, ob die Stände vorbereitet sind oder nicht. Wie dem auch sei, die sieben Seillängen waren durchaus länger als gedacht.
Die Gratkletterei ist im unteren Abschnitt angesiedelt und nicht besonders schwierig (3. Grad), liefert aber eine schöne Vorschau auf die Felsqualität in der eigentlichen Wand. Diese fand ich persönlich interessanter, da sich Platten mit Risskletterei abwechselten. Da die Route sehr spärlich mit Nägeln versehen ist, ist ein kreatives Legen von mobilen Zwischensicherung nötig. Keile, Friends und vor allem ein großes Sortiment an Bandschlingen erlauben ein stressfreies, interessantes Klettern. Manche Pitons sind von etwas zweifelhafter Qualität, also zumindest am Stand immer auf Redundanz setzen. Die zwei 4er-Seillängen sind die lohnendsten, wer Rissklettern liebt.
Der Zustieg zum Gipfel der Madrisa (2.770 m) dauert nach der letzten Seillänge sicher noch gute 15 Minuten in leichter Kletterei am Gipfelgrat entlang. Leider ist im Kletterführer die Dauer des Abstiegs nicht beschrieben. Das wäre uns fast zum Verhängnis geworden, sind wir bei Sonnenuntergang noch mitten auf der Normalroute abwärts gewesen, die zunächst über den Grat nach Westen und dann später durch steile Tobel zum Wanderweg unterhalb des Gafierjöchle führt. Ein paar Minuten später und wir hätten in Dunkelheit diesen Weg suchen müssen. Vom Gipfel der Madrisa brauchten wir mehr als eineinhalb Stunden zum Gandasee, auch teils auf Grund des Schnees, der noch in der Nordwand liegt. Mit dem MTB fuhren wir dann schon in der Dunkelheit ins Tal hinab. Die Tour auf die Madrisa ist ein langer Tagesausflug, den man besser früher als später beginnen sollte.
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Schöner Bericht! Danke für die Impressionen und den Tip mit dem mäßigen Kletterführer. Auf den sollte man sich also besser nicht komplett verlassen..?!
hallo Markus,
manche Touren sind im besagten Kletterführer gut beschrieben, manche (so wie diese auf die Madrisa) eher mäßig. Als Erstinfo nicht schlecht, aber “Zweitmeinung” aus dem Web einholen, wenn’s um die Tourenplanung geht.
schöne Grüße
Mark
Ok, danke. Das werd ich auf jeden Fall machen, bevor ich mich ins Abenteuer stürze! =D