Im Schneetreiben über’s Col Ferret
Auf dieser 5-Tages-Tour mit unseren Mountainbikes hatten wir wahrlich alles erlebt. Bis auf Schnee. Doch auch das stand uns bevor. Kalt blies es uns entgegen, als wir aus Entrevers (1.370 m) ins italienische Val Ferret aufbrachen. Der Himmel zog auf und zu, Sonne blinzelte hervor und versteckte sich wieder. Auf dem letzten Kilometer zur Refugio Elena (2.062 m) setzte nun doch tatsächlich wieder Regen, und dann Schneefall ein. Es blies so heftig und kalt, dass innerhalb weniger Minuten unsere Finger förmlich an der Lenkstange kleben blieben. Ausgekühlt stürmten wir ins Refugio, erbaten uns ein Käsebrötle mit Kaffee, saßen da wie angewurzelt, konnte es nicht glauben, was sich da draußen wieder abspielte.
Im eiskalten Regenwetter kurz vor Refugio Elena, im Hintergrund rechts das italienische Val Ferret
Diese Tour hatte bis zum letzten Augenblick stets eine noch härtere Prüfung für uns auf Lager. Diesmal gab es keine Diskussion. Wir wußten beide, es gab nur einen Weg: über den Grand Col Ferret (2.537 m). Das hieß gut 1 1/4 Stunden schieben. Im Schneetreiben. Wir wagten uns hinaus, es war ärger. Der Matsch war einer steten Schneedecke gewichen, und je höher wir hinaufkamen, desto tiefer wurde diese. An manchen Stellen hatten wir gute 15 cm Neuschnee, der unter unseren Rädern so richtig knarrte. Die Räder rutschten, wir rutschten, alles war sehr mühsam. Die Spur verlor sich, man fand den Weg nur noch ansatzweise.
auf der Suche nach dem Weg zum Col Ferret
Der Pass war dann eine richtige Erleichterung. Plötzlich war es nicht mehr so kalt und stürmisch, dennoch blieb die Schneedecke auf der Schweizer Seite bis auf ca. 2.100 Höhenmeter bestehen. Der Abstieg war rutschig, aber wir waren auf dem Weg nach Hause. Scharen von Wanderern kamen den Pass hinauf, gut eingekleidet, aber ohne Rucksäcke, die trugen die Maulesel, denen das Wetter wahrscheinlich wurst war.
Auf La Peule dann eine kurze Rast für die bevorstehende Abfahrt ins Tal, über gute Straßen und daher auch nicht im Schneckentempo. Über Ferret (1.700 m), La Foully (1.593 m), Praz de Fort (1.151 m) ging es in wenigen Minuten bis nach Orsieres (901 m) hinunter, in die Einmündung zur Passstraße über den Großen Bernhard. Der Verkehr war uns hier auch schon egal, wir brausten die Kilometer nach Martigny, kurz unterbrochen von einem Stand lokaler Walliser Marillen, die wir kiloweise einkauften.
Diese Tour über so viele Alpenpässe (Fenetre de Durand, Col de Corre, Col de la Seigne) war mehr ein Willensakt als körperlicher Anspruch. Wir fuhren zwar rund 350 Kilometer und 8.300 Höhenmeter in fünf Tagen, schoben und trugen das Rad einen wesentlichen Teil davon, aber das Wetter und die Unwägbarkeiten mancher Abschnitte brauchte hin und wieder den Extra-Schub Motivation, diese Runde wie geplant durchzuziehen. Der Körper hält einiges aus (wenn man trainiert ist), und erholt sich erstaunlich schnell. Der Wille, auch die Kälte, die Nässe und die Schmerzen, hinter sich zu lassen, ist schon eine Spur mehr Anforderung. In diesem Sinne eine besonders gelungene Tour, die zu weiteren Ausflügen ermuntert.
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Reisen und die Natur, inklusive Skitouren, Bergsteigen und Wanderungen, das sind die Inhalte meines Blogs "Super gsi - Beginner's Mind". Mehr dazu hier...
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[…] Es dauerte nicht allzu lange, kalt und durchnässt kamen wir bei Courmayeur nach Entreves (1.370 m), suchten uns eine Unterkunft, aßen, duschten, tranken Wein. Die Tour war so gut wie gelaufen. Am nächsten Tag wartete nur noch ein Bergpass, dann eine lange Abfahrt nach Martigny. Es konnte nichts mehr schief gehen. Es konnte nicht. […]
[…] Aktivität besteht, es geht hinaus. Und je nach Route treffen wir niemand (Col de Carro), einige (Col de Ferret) oder sehr viele (Karren) andere […]
[…] des schlechten Bergwetters waren wir vorzeitig aus dem Wallis vom Col Ferret wieder nach Vorarlberg zurückgekommen und hatten die letzten drei Tage unseres Sommerkurzurlaubes […]
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