Eine schöne Herausforderung: die Südwest-Wand des Tödi
Die Clariden hatten wir mal so mitgenommen. Nun stand das Hauptziel auf dem Programm: der Glarner Tödi. Nach einem feinen Abend auf der Planurahütte (2.947 m) aber kurzer Nacht (Tagwache 04.00) hatten Mathieu und ich im Morgengrauen schon den Sandfirn gequert und den Sandpass (2.781 m) erreicht. Von nun an ging es aufwärts – zunächst über den brüchigen Grat zum Chli Tödi (3.076 m), den wir aber nicht bestiegen sondern südlich umgingen und dann in einem losen Couloir passierten.
Das Tagesziel: der Tödi über die SW-Wand
Der Sandfirn mit Sandpass und der Grat (unten), der zum Chli Tödi führt
der Chli Tödi, dahinter die Clariden in der Morgensonne
Hier folgten wir fast schon flach dem Grat bis zu einem sehr markanten Tisch unterhalb des West-Grates des Tödi. Da wir die Südwest-Wand besteigen wollten, mussten wir zunächst oberhalb dieses Punktes (3.066 m) einige unangenehme, sehr lose Passagen in den Hang traversieren, der uns auch von oben mit leichtem Steinschlag eindeckte. Nach einigen Sondierungsgesprächen fanden wir die richtige Linie und stiegen über Felsstufen gegen den Berggipfel hoch.
rund 400 m hoch in diesem Stil, da kommt man ins Schnaufen…
Diese Stufen waren recht brüchig, hatten kaum Schnee und einige gefrorene Quellen, die einige Teile des SW-Hanges mit einer Eisschicht überzogen. Wir folgten dem Schnee und dem Eis, zunächst auf zwei Beinen, bald auf allen Vieren, als sich das Gelände gegen 50° Hangneigung veränderte. Drei Seillängen mussten wir gar am Seil sichern, es erinnerte mich fast schon an meinen Eiskletterkurs. Mit zwei Eispickel in den Händen ging es aber verhältnismäßig gut hoch, auch die letzten steilen Abschnitte überwanden wir dann ohne Seil zur Ausstiegstelle (rechts) zum Südgrat. Von dort ging es nurmehr locker zum Gipfel (Piz Russein, 3.614 m), den wir an diesem Tag als erste betreten durften.
Schönstes Gipfel-Wetter am Tödi
Feiner Trittschnee immer oberen Bifertenfirn (09.00)
Kurz nach 09.00 begannen wir mit dem Abstieg über den Bifertenfirn Richtung Fridolinhütte. Der Schnee war schon recht weich, allerdings waren Spalten gut sichtbar und das Labyrinth noch ziemlich übersichtlich. Das änderte sich mit der fortlaufenden Dauer des Gletschers nach Osten, und auf rund 2.800 m Seehöhe baut sich eine Serac-Wand auf, die über einen gesicherten Aufstieg in Felsen (Norden) umgangen wird. Allerdings ist der Stein sehr lose und brüchig, und der Abstieg zum Gletscher (Schneeries) nicht ohne. Der Bergschrund war schon recht offen, noch einen halben Meter, und dann braucht es schon Leitern…
Schöne Nordwände bei der Fridolinhütte
Ziemlich müde schon liefen wir dann über die Grünhornhütte (2.448 m) zur Fridolinhütte (2.111 m), wo sich eine Mittagspause genau um 12.00 ausging. Die Bergwelt hier ist gewaltig, der Abstieg nach Tierfehd / Linthal aber schon langwierig – für halbwegs schnelle Geher nochmals drei Stunden bis zum Parkplatz beim Kraftwerk.
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