Dushanbe und andere Überraschungen
An einem Geburtstag zu reisen ist eines. An einem Geburtstag in zwei zentralasiatischen Hauptstädten zu sein etwas anderes. Zunächst heißt das, anonym zu trinken. Und einen Bergführer-Tag in 2011 in der Tasche zu haben. Wie schon gesagt, Vodka ist billig, und der Körper schwach. Bishkek verließen wir im Dunkeln, stiegen in eine betagte Antonow An-24, und wunderten uns über die Gepäckablage, die keine Klappen hatte. Die Stewardessen trugen lange Stiefel, und teilten zu Beginn des Fluges Plastiksäckchen als Kotztüten aus. Später gab es aber auch Getränke.
Zwei Stunden später, und tajikische Grenzbeamte stempeln unsere Pässe. Draußen wartet schon Nubin mit Fahrer. Nubin spricht perfekt Deutsch und ist unser Guide für die nächsten Tage in den Fan Mountains. Wir verlassen den Flughafen, fahren ein paar Runden durch die Stadt. Wir sind überrascht.
Dushanbe hat im Gegensatz zu Bishkek oder Almaty etwas Südliches. Die Straßen sind erfreulich gut, die Leute geschäftig, Studenten in Anzügen, die Stadt zeigt sich in gepflegt. Nubin sagt es uns von der ersten Minute an: Dushanbe und Tajikistan, das sind zwei normale Lebensräume, fein und sauber, kein Terror, kein Krieg, alles normal. Wir wollen es glauben, sehen die Stadt, und glauben es.
Die lange Straße von Dushanbe in den Norden Tajikistans
Mädels verkaufen Äpfel am Straßenrand
Auch als wir aus der Stadt hinaus fahren, verlieren wir dieses Gefühl für das Sichere nicht. Das Leben geht hier sein Gang, die LKWs rollen, das Obst wird am Straßenrand verkauft, Kinder fahren Rad, die Mütter schauen beim Essen in die Glotze. Nubin schneidet uns im Wagen die Äpfel mundgerecht, erzählt vom Land, und wir sind einfach mal happy, dass unser Guide mit uns spricht. Das ländliche Tajikistan ist sehr wohl arm. Die Häuser sind (bis auf Ausnahmen) recht dürftig, die Autos zusammengeflickt, die Straßen nun katastrophal. Aber das Leben geht auch hier weiter, Leute heiraten, Kinder gehen in die Schule, die Bauern ernten oder treiben die Kühe nach Hause.
die Straße nach Artush ist nun ruppiger
Nach einem halben Tag in der tajikischen Provinz erreichen wir Artush, unser Quartier im Norden der Fan Berge. Wir treten in den Hof eines wohlhabenderen Mannes ein, dessen Familie schon auf uns wartet – Community based tourism heißt das Konzept, und uns gefällt’s. Wir sind bei einer tajikischen Familie, und wie sich herausstellt, hat auch Hausherr Nurmahmad am heutigen Tag wie ich Geburtstag. Er wird 49, ich 39. Das wird natürlich ein Festmahl, und wir sitzen im Viereck am Boden des Esszimmers, vor uns ausgebreitet das Esstuch, darauf alles, was das Tal zu bieten hat – Trockenfrüchte, Obst, Tee, Suppen, Plov, Süssigkeiten, Brot in allen Variationen, Vodka. Von allem reichlich, und da sich mittlerweile rund zehn Personen im Raum befinden und jeder mal einen Trinkspruch anbringen muss, kippen wir einige Schalen Vodka.
ein Festgelage für zwei Geburtstagskinder
Die beliebtesten Trinksprüche sind natürlich um das Thema “Wohlbefinden, langes Leben, Kinder, Glück” zentriert. Ich wünsche meinem Gast noch viele weitere Touristen. Mit einem Tajiken plaudere ich Französisch, mit einem anderen auf Russisch. Wir haben Spaß, und bald dicke Bäuche. Gut, dass wir es nicht weit ins Bett haben, eine Tür weiter befand sich das Brautzimmer. Wir brauchen den Schlaf, morgen geht es in die Berge.
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